Einleitung · Teil 1 · Teil 2 · Teil 3 · Teil 4
Was meint Jesus, wenn er von ekklesia spricht?
13. In den Evangelien erscheint der Begriff ekklesia nur an zwei Stellen.
Und zwar bei Matthäus 16,18 und 18,17. Angesichts der herausragenden Bedeutung, die die katholische Kirche diesem Begriff und dieser Institution zuschreibt, ist es erstaunlich, dass Jesus sich so spärlich dazu äußert – oder dass die Evangelisten die anderen Zitate nicht erwähnenswert finden.
14. Im Alten Testament ist damit „Versammlung“ oder „Gemeinde“ gemeint.
Der griechische Begriff ekklesia (ἐκκλησία) bedeutet ursprünglich „Gemeinschaft der Herausgerufenen“. Er wird im Alten Testament recht häufig verwendet. Dort wird er i.d.R. mit „Versammlung“ oder „Gemeinde“ übersetzt und meint die Gemeinschaft des israelitischen Volkes – das Volk Gottes. Hier einige Beispiele:
- Wer aber unrein geworden ist und sich nicht entsündigt, ein solcher Mensch ist aus der Versammlung auszumerzen. (4 Mose 19,20)
- Nicht nur die Oberhäupter der Stämme kamen zusammen, sondern die ganze Gemeinde der Israeliten. (Richter 20,2)
- Ich will deinen Namen meinen Brüdern verkünden, inmitten der Gemeinde dich preisen. (Ps 22,23)
- Fast hätte mich alles Unheil getroffen in der Versammlung und in der Gemeinde. (Spr 5,14)
Es gibt keinen Grund, warum der Begriff ekklesia im NT eine andere Bedeutung haben soll.
15. Jesus erklärt nicht, was er unter ekklesia versteht.
Jesus erklärt weder hier noch an einer anderen Stelle, was er mit ekklesia meint, worin sich sein ekklesia-Verständnis von dem des AT unterscheidet. Es gibt keinen Grund, warum Jesus darunter nicht wie im AT die von Gott herausgerufene Gemeinschaft oder Gemeinde (die zu diesem Zeitpunkt bereits besteht), sondern eine neu zu gründende Institution Kirche unter menschlicher Leitung meint.
16. Ekklesia wird im NT meistens mit „Gemeinde“ übersetzt.
Im gesamten NT kommt der Begriff ekklesia 91 mal vor. [19] Nur die Einheitsübersetzung übersetzt ihn mit „Kirche“ – und das auch nur an 27 Stellen; an den übrigen 64 Stellen ist meistens von „Gemeinde“ die Rede. [20]
Alle anderen Bibelübersetzungen, die ich prüfen konnte (Luther-Bibel von 1984, Revidierte Elberfelder, Gute Nachricht, Hoffnung für Alle, Schlachter 2000, Neue Genfer Übersetzung, und Neues Leben) [21] verwenden den Begriff „Kirche“ an keiner einzigen Stelle! In der Regel wird ekklesia dort mit „Gemeinde“ übersetzt – was etwas völlig anderes ist.
Was bedeutet „Kirche“?
17. Mit „Kirche“ meint die Kirche nicht die Gemeinschaft der Gläubigen.
Der Begriff „Kirche“ hat (abgesehen vom Gebäude) mindestens zwei Bedeutungen:
• die Gemeinschaft der Christgläubigen (im engeren Sinn die Gemeinschaft der katholischen Christgläubigen);
• die Institution, die unter der Leitung des Papstes und der Bischöfe steht und sich auf die Apostolische Sukzession gründet – oder anders ausgedrückt: die Leitung der Gläubigen oder das „Hirtenamt“. [22]
Das ist ein ganz wesentlicher Unterschied – auch wenn im normalen Sprachgebrauch zwischen diesen beiden Bedeutungen nicht unterschieden wird. [23]
Wenn vom „Lehramt der Kirche“, der „Autorität der Kirche“ usw. die Rede ist, kann natürlich nur die zweite Bedeutung gemeint sein.
Auch bei der katholischen Interpretation der Petrus-Berufung wird der Begriff ekklesia als „Institution Kirche“ gedeutet, denn mit ihr soll der Führungsanspruch und die Autorität des Papstes begründet werden. (Eine Kirche im Sinne von „Gemeinschaft der Christgläubigen“ braucht keine Petrus-Berufung und muss nicht erst von Petrus aufgebaut werden – Jesus hatte sie bereits gegründet.) Es gibt aber keinen Hinweis darauf, dass Jesus dem Begriff ekklesia eine neue Bedeutung gegeben hat (siehe Nr. 14).
18. Jesus wollte keine Institution Kirche gründen.
Jesus erwartete und verkündete die unmittelbare Nähe des Gottesreiches:
- Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. (Mt 3,2 und Mt 4,17)
- Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. (Mk 1,15)
- Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt den Leuten: Das Reich Gottes ist euch nahe. (Lk 10,9)
- Amen, ich sage euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie den Menschensohn in seiner königlichen Macht kommen sehen. (Mt 16,28 und Lk 9,27)
In dieser unmittelbaren Jenseits-Erwartung war die Gründung einer Institution Kirche überflüssig. [24]
19. Jesus warnte die Jünger davor, zu herrschen und Macht auszuüben:
Während des Abendmahls, nachdem Jesus ankündigte, dass er verraten und ausgeliefert werde, entstand unter den Jüngern ein Streit, wer von ihnen wohl der Größte sei.
Da sagte Jesus: Die Könige herrschen über ihre Völker und die Mächtigen lassen sich Wohltäter nennen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern der Größte unter euch soll werden wie der Kleinste und der Führende soll werden wie der Dienende. (Lk 22,25–26)
Die Päpste nennen sich zwar seit Gregor dem Großen (690–604) Servus Servorum Dei [25] (Diener der Diener Gottes), aber das scheint eher dazu bestimmt gewesen zu sein, die Macht dieses Amtes mit dem biblischen Auftrag „Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein“ (Mk 9,35) in Einklang zu bringen.
Besonders krass zeigt sich der Widerspruch zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei Papst Gregor VII. (1073–1085). Er verfasste den Dictatus Papae [26] (Diktat des Papstes) mit 27 Lehrsätzen über den Primat des Papstes. Darin legt er unter anderem fest:
9. Dass alle Fürsten nur des Papstes Füße küssen. 12. Dass es ihm erlaubt ist, Kaiser abzusetzen. 18. Dass sein Urteilsspruch von niemandem widerrufen werden darf und er selbst als einziger die Urteile aller widerrufen kann. 19. Dass er von niemandem gerichtet werden darf.
Bis in die Neuzeit verwenden die Päpste in offiziellen Schreiben und Ansprachen den Pluralis majestatis. [27] Johannes Paul I. war der erste Papst, der darauf verzichtete.
Noch heute betont die Kirche die Gewalt des Papstes. Im Codex des Kanonischen Rechts von 1983 heißt es unter Nummer 331:
deshalb verfügt er kraft seines Amtes in der Kirche über höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt, die er immer frei ausüben kann. [28]
Wie stand Jesus zu einem Oberhaupt der Kirche?
20. Jesus hat Petrus nie als seinen Stellvertreter benannt.
Der katholische Theologe und Bischof Joseph Georg Stroßmayer sagte in seiner 1871 auf dem Ersten Vatikanischen Konzil gehaltenden Rede „Über die Unfehlbarkeit des Papstes“:
Wenn Simon, der Sohn Jonas’, das gewesen wäre, wofür wir heutzutage Seine Heiligkeit Pius IX. halten, so ist es wunderbar, daß Christus nicht zu ihm sagte: ‚Wenn ich zu meinem Vater aufgefahren bin, sollt ihr alle dem Simon Petrus gehorchen, wie ihr mir gehorchet. Ich feste ihn zu meinem Stellvertreter auf Erden ein.‘ Christus schweigt über diesen Punkt und denkt nicht im Geringsten daran, der Kirche ein Haupt zu geben. [29]
21. Jesus hat allen Aposteln die gleiche Vollmacht gegeben.
Ihr sollt in meinem Reich mit mir an meinem Tisch essen und trinken, und ihr sollt auf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten. (Lk 22,30)
Er erwähnt keinen „Oberthron“.
22. Jesus sagte zu Petrus: „Satan, geh mir aus den Augen!“
Es ist unvorstellbar, dass Jesus ausgerechnet den Jünger zu seinem Stellvertreter und obersten Haupt der Kirche macht, dem er schon vier Verse später vorwirft, gegen den Willen Gottes zu handeln:
Jesus aber wandte sich um und sagte zu Petrus: Weg mit dir, Satan, geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen. (Mt 16,23)
23. Jesus wollte keine Rangunterschiede unter den Aposteln.
Sie kamen nach Kafarnaum. Als er dann im Haus war, fragte er sie: Worüber habt ihr unterwegs gesprochen? Sie schwiegen, denn sie hatten unterwegs miteinander darüber gesprochen, wer (von ihnen) der Größte sei. Da setzte er sich, rief die Zwölf und sagte zu ihnen: Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein. (Mk 9,33–35)
Hatte Petrus eine herausragende Stellung?
24. Petrus war nicht „der Erste der Apostel“.
Die Kirche bezeichnet Petrus als den „Ersten der Apostel“. [30] Es stimmt zwar, dass er in den vier Apostellisten (Mt 10,2; Mk 3,18; Lk 6,15 und Apg 1,13) an erster Stelle genannt wird [31], denn er war unbestreitbar Wortführer der Apostel und stand in einem besonders engen Verhältnis zu Jesus. Er war aber nicht der zuerst berufene Apostel. Das war sein jüngerer Bruder Andreas.
25. Petrus war nicht der Lieblingsjünger Jesu.
Ein besonderes Verhältnis hatte Jesus zu Johannes. Er wird mehrmals als „der Jünger, den Jesus liebte“ bezeichnet (Joh 13,23; Joh 19,26; Joh 20,2; Joh 21,7; Joh 21,20).
26. Petrus war nicht „Erstzeuge der Auferstehung“.
Die Kirche lehrt [32], Jesus sei nach seinem Tod zuerst dem Petrus erschienen. Begründet wird das mit 1 Kor 15,5:
Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.
Es ist unverständlich, dass die Kirche das Zeugnis der Evangelisten ignoriert:
Matthäus:
Sogleich verließen sie [die Frauen] das Grab und eilten voll Furcht und großer Freude zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden. Plötzlich kam ihnen Jesus entgegen und sagte: Seid gegrüßt! (Mt 28,8–10)
Markus:
Als Jesus am frühen Morgen des ersten Wochentages auferstanden war, erschien er zuerst Maria aus Magdala, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. (Mk 16,9)
Johannes:
Die Engel sagten zu ihr [Maria von Magdala]: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? (Joh 20,13–14)
Lukas:
Im Lukas-Evangelium wird nicht ausdrücklich Jesus genannt. Hier erscheinen den Frauen am Grab „zwei Männer in leuchtenden Gewändern“. (Lk 24,4)
Der Kirchenhistoriker Prof. Dr. Klaus Schatz SJ, der Petrus ebenfalls für den „Erstzeugen der Auferstehung“ hält, erklärte das in einer persönlichen E‑Mail an mich so:
Es stimmt, die Frauen waren nach allen Evangelien die ersten Zeugen des Auferstandenen, noch vor den Jüngern. Nur waren die Zwölf und hier besonders Petrus die ersten ‚amtlichen‘, bevollmächtigten Zeugen (zumal Frauen nach jüdischer Auffassung nicht zeugnisberechtigt waren), und als solche sind sie, und an erster Stelle Petrus, in 1 Kor 15,5 aufgezählt […]. Aber wo es auf amtliche Bezeugung ankam, hatten Petrus und die Zwölf den Vorrang.
Das reicht mir als Begründung nicht aus. Die Autoren des Matthäus‑, Markus- und Johannes-Evangeliums berichten über die Erscheinungen am leeren Grab, und zwar nicht in der Form „Als die Frauen vom Grab zurück kamen, erzählten sie …“, sondern so, als wären die Evangelisten selbst dabei gewesen. Für sie war das Zeugnis trotz der jüdischen Vorbehalte gegenüber den Frauen glaubwürdig und wichtig.
Wenn die Evangelisten die Schilderungen der Frauen ernst genommen haben, gibt es keinen Grund, warum das die Kirche – erst recht heute – nicht auch tun sollte.
Außerdem können wir davon ausgehen, dass Jesus wusste, wem er wann erschien. Dass er sich zuerst den Frauen zeigte, war sicher kein Zufall.
27. Petrus hat nie einen höheren Rang beansprucht oder eingenommen.
Nirgends in den Schriften, die traditionell dem Apostel Petrus zugeschrieben werden (1. und 2. Petrusbrief) behauptet er, dass er eine spezielle Rolle, Autorität oder Macht über die anderen Gemeinden hätte. Im Gegenteil:
Eure Ältesten ermahne ich, da ich ein Ältester bin wie sie (1 Petr 5,1)
Auch in den übrigen Schriften des Neuen Testaments gibt es keine Stellen, aus denen hervorgeht, dass Petrus einen besonderen Rang beansprucht oder eingenommen hätte.
28. Die Apostel haben Petrus nie eine herausgehobene Stellung gewährt.
Mehrere Schriftstellen weisen auf das Gegenteil hin:
Als die Apostel in Jerusalem hörten, dass Samarien das Wort Gottes angenommen hatte, schickten sie Petrus und Johannes dorthin. (Apg 8,14)
Nicht Petrus schickte die Apostel – die Apostel schickten Petrus!
Deshalb gaben Jakobus, Kephas und Johannes, die als die ‚Säulen‘ Ansehen genießen, mir und Barnabas die Hand zum Zeichen der Gemeinschaft. (Gal 2,9)
Hier werden drei Apostel ohne Unterscheidung im Rang genannt. [33]
Paulus weist Petrus öffentlich zurecht:
Als Kephas aber nach Antiochia gekommen war, bin ich ihm offen entgegengetreten, weil er sich ins Unrecht gesetzt hatte. (Gal 2,11)
Das hätte er sicher nicht gemacht, wenn er Petrus als den von Gott eingesetzten Oberhirten angesehen hätte. Erst recht nicht, wenn er der Überzeugung war, Petrus sei „in Glaubensfragen unfehlbar“.
Es wurde mir nämlich, meine Brüder, von den Leuten der Chloë berichtet, dass es Zank und Streit unter euch gibt. Ich meine damit, dass jeder von euch etwas anderes sagt: Ich halte zu Paulus, ich zu Apollos, ich zu Kephas, ich zu Christus. Ist denn Christus zerteilt? Wurde etwa Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf den Namen des Paulus getauft worden? (1 Kor 1,11–13)
Der Streit, den Paulus hier erwähnt, wäre undenkbar, wenn die Urgemeinde die „Petrus-Berufung“ so verstanden hätte, wie es die katholische Kirche später interpretierte. Wenn Paulus in Petrus den „Stellvertreter Jesu Christi“ gesehen hätte, hätte er an dieser Stelle mit Sicherheit darauf hingewiesen – denn kein Argument hätte den Streit besser schlichten können als der Hinweis auf den ausdrücklichen Willen Jesu.
29. Auf dem Konzil zu Jerusalem hat Petrus keine Leitungsfunktion.
In Jerusalem fand ein allgemeines Konzil statt (Apg 15). Es ging um die Frage, ob sich bekehrte Heiden nach den jüdischen Vorschriften beschneiden lassen mussten.
- Nicht Petrus berief das Konzil ein – sondern die Gemeinde in Antiochien.
- Sie wandten sich nicht an Petrus – sondern an die Apostel und die Ältesten in Jerusalem.
- Nicht Petrus leitete die Versammlung – „die Apostel und die Ältesten traten zusammen, um die Frage zu prüfen“.
- Nicht Petrus hielt das entscheidende Schlussplädoyer – sondern Jakobus.
- Nicht Petrus entschied den Streit – sondern „die Apostel und die Ältesten zusammen mit der ganzen Gemeinde“.
- Nicht Petrus verfasste das Schlussdokument – sondern „die Apostel und die Ältesten“.
Entweder war den Konzilteilnehmern nicht bekannt, was Jesus über die Vollmachten des Petrus gesagt hat – oder sie haben es ignoriert.
30. Paulus weiß nichts von einem Papstamt.
Ein Schriftsteller, der ein Buch über die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland schreibt, darin aber mit keinem Wort das Amt des Bundespräsidenten erwähnt, wird sich vorwerfen lassen müssen, etwas ganz Wesentliches ausgelassen zu haben.
Aber genau das tat Paulus. Er nennt in seinen Schriften verschiedene Ämter, Dienste und Aufgaben in der Gemeinde [34]: Apostel (ἀπόστολος/apóstolos), Bischöfe (επισκέπτομαι/ episkeptomai), Diakone (διάκονος/diakonos), Älteste (Presbyter = πρεσβύτερος/ presbuteros), Evangelisten, Hirten, Lehrer und Propheten. Vom Papstamt oder einer „obersten Führung“ der Kirche schreibt er nichts. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er ein solch wichtiges Amt vergessen hätte, besonders wenn es – im Unterschied zu den übrigen Ämtern – von Jesus selbst eingesetzt worden wäre.
31. Paulus weiß nichts von der besonderen Stellung des Petrus.
Ein Schriftsteller, der heute ein Buch über Joseph Alois Ratzinger, über seine Zeit als Flakhelfer, Theologiestudent, Kaplan, Theologieprofessor, Bischof und Kardinal schreibt, aber mit keinem Wort seine Wahl zum Papst erwähnt, wird sich vorwerfen lassen müssen, etwas ganz Wesentliches ausgelassen zu haben.
Aber genau das tat Paulus: Mit keinem Wort erwähnt er den besonderen Rang des Apostels Petrus als Oberhaupt der Kirche. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass er die besondere Stellung des Petrus vergessen hätte.
32. Paulus weiß nichts von Petrus als Fundament der Kirche.
Im Gegenteil: Er bezeichnet alle Apostel als „Fundament“:
Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Schlussstein ist Christus Jesus selbst. (Eph 2,20)
33. Die Apostelgeschichte verliert sehr früh die Spur des Petrus.
Bereits in der ersten Hälfte der Apostelgeschichte, im zwölften von 28 Kapiteln, wird Petrus das letzte Mal erwähnt. Nach seiner wundersamen Befreiung aus dem Kerker des Herodes Antipas heißt es: „Dann verließ er sie und ging an einen anderen Ort.“ (Apg 12,17)
Wohin er ging und was er dann machte, wird nicht berichtet.
Es ist nicht nachzuvollziehen, warum die Apostelgeschichte die letzten 24 Jahre des Stellvertreters Christi und Bischofs von Rom mit keinem Wort erwähnt. [35]
Was bedeuten die „Schlüssel des Himmelreichs“?
34. Petrus erhält keine exklusive „Schlüsselgewalt“.
Zur „Berufung des Petrus“ gehört auch der unmittelbar folgende Vers:
Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben; was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein. (Mt 16,19)
Die Kirche lehrt, Jesus habe mit diesen Worten Petrus eine besondere Vollmacht erteilt – schließlich habe er ihn persönlich angesprochen. Doch schon kurz danach richtet sich Jesus mit den gleichen Worten an alle Jünger:
Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein. (Mt 18,18) [36]
35. Die „Schlüsselgewalt“ kann anders gedeutet werden.
Die oben zitierten Bibelstellen geben der Kirche nicht das Recht, nach Belieben zu binden oder zu lösen, sondern sind ein Auftrag. Mit einem Schlüssel können Türen sowohl geöffnet als auch verschlossen werden, aber Jesus hat deutlich gemacht, dass es ihm um das Öffnen geht:
Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel (der Tür) zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert. (Lk 11,52)
Oft wird die „Schlüsselgewalt“ mit der Sündenvergebung in Verbindung gebracht, denn es gibt einen ganz ähnlichen Vers:
Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert. (Joh 20,23)
Hier gilt das gleiche: Dieses Wort gewährt nicht die Freiheit, Sünden zu vergeben oder Sünden nicht zu vergeben, sondern ist ein Auftrag:
Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben. (Mt 6,15)
Und wenn ihr beten wollt und ihr habt einem anderen etwas vorzuwerfen, dann vergebt ihm, damit auch euer Vater im Himmel euch eure Verfehlungen vergibt. (Mk 11,25)
Seid gütig zueinander, seid barmherzig, vergebt einander, weil auch Gott euch durch Christus vergeben hat. (Eph 4,32)
Wie der Herr euch vergeben habt, so vergebt auch ihr. (Kol 3,13)
Von einer Gewalt im Sinne von Macht kann also keine Rede sein. Sünden zu vergeben ist kein Privileg – nicht für Petrus, nicht für die Apostel und nicht für seine Nachfolger –, sondern eine oft mühsame Verpflichtung. Es ist sicher zu einfach, das „Binden“ und „Lösen“ auf die Sündenvergebung zu reduzieren. Ich weiß nicht, ob „Lösen“ im Aramäischen und Griechischen die gleiche Bedeutungsvielfalt wie im Deutschen hat; in unserer Sprache lassen sich jedenfalls nicht nur Fesseln lösen (die Fesseln der Sünde, die Fesseln des Todes), sondern auch Knoten, Rätsel, Probleme und Aufgaben. So können Mt 16,19 und Mt 18,18 auch verstanden werden als Aufruf an die Jünger, sich der ungelösten Aufgaben und Probleme der Welt anzunehmen:
Wartet nicht tatenlos auf das Himmelreich, sondern kümmert euch hier auf Erden um das, womit ich euch beauftragt habe. Denn was ihr auf Erden nicht erledigen werdet, dass wird auch am Ende der Zeiten unerledigt sein.
Was ist mit dem „Hirtenamt“ gemeint?
Die zweite Bibelstelle, mit der die katholische Kirche das Papstamt begründet, ist das Wort, das Jesus an Petrus richtet: „Weide meine Lämmer!“ Hier der Text im Zusammenhang:
Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! (Joh 21,15)
36. „Weide meine Lämmer“ begründet keinen Herrschaftsanspruch.
Diese Bibelstelle ist ungeeignet, den Herrschaftsanspruch des Petrus und seiner Nachfolger zu begründen. Jesus sagt nicht „führe meine Lämmer“ oder „beaufsichtige meine Lämmer“, sondern beauftragt ihn, die Lämmer zu weiden, ihnen Nahrung zu geben. Jesus beauftragt Petrus nicht mit der Herrschaft über die Christenheit, sondern ruft ihn dazu auf, den Lämmern – der christlichen Gemeinde – Gottes Wort zu verkünden (siehe Mt 4,4). Dieser Auftrag richtet sich selbstverständlich nicht allein an die „Oberhirten“, sondern an alle, die in der apostolischen Nachfolge stehen.
37. Das Hirtenamt ist kein exklusives Amt
Alle Hirten und Ältesten [37] sind aufgerufen, die Herde zu hüten:
Gebt Acht auf euch und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist zu Bischöfen bestellt hat, damit ihr als Hirten für die Kirche Gottes sorgt, die er sich durch das Blut seines eigenen Sohnes erworben hat. (Apg 20,28)
Petrus selbst [38] ermahnt sie, sich als Hirten um die Herde Gottes zu kümmern – ohne dabei zu herrschen:
Sorgt als Hirten für die euch anvertraute Herde Gottes, nicht aus Zwang, sondern freiwillig, wie Gott es will; auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Neigung; seid nicht Beherrscher eurer Gemeinden, sondern Vorbilder für die Herde. (1 Petr 5,2–3)
Denn „der oberste Hirt“ ist Christus! (1 Petr 5,4)
Was bedeutet „Stärke deine Brüder“?
Das dritte Bibelwort, mit dem die Kirche den Papstprimat begründet, lautet „Stärke deine Brüder“. Hier der Text im Zusammenhang:
Simon, Simon, der Satan hat verlangt, dass er euch wie Weizen sieben darf. Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder. Darauf sagte Petrus zu ihm: Herr, ich bin bereit, mit dir sogar ins Gefängnis und in den Tod zu gehen. Jesus erwiderte: Ich sage dir, Petrus, ehe heute der Hahn kräht, wirst du dreimal leugnen, mich zu kennen. (Lk 22,31–34)
38. Es macht mehr Sinn, diese Anweisung „zeitnah“ zu interpretieren.
Den Auftrag „Stärke deine Brüder“ gibt Jesus während des Abendmahls, unmittelbar vor dem Gebet im Garten Getsemani, kurz vor seiner Verhaftung. Die Kirche deutet dieses Wort als nachpfingstliche Anweisung an Petrus als den künftigen Bischof von Rom (siehe auch Nr. 40 und 41). Es ist näher liegend, dies als „zeitnahe“ Anweisung zu interpretieren: „Du, Petrus, Wortführer der Jünger, stärke, ermutige und tröste deine Brüder in den kommenden Stunden und Tagen: wenn ihr mich auf den Ölberg begleitet, wenn mich die Hohenpriester und Hauptleute gefangen nehmen, wenn ich gefoltert und gekreuzigt werde, wenn ich tot bin und ihr ohne Hoffnung seid.“
39. Petrus hat den Auftrag nicht erfüllt.
Petrus scheiterte, denn der Glaube verließ ihn wie beim Gang über das Wasser (Mt 14,28); im Garten Getsemani schläft er, wie die anderen Jünger, vor Erschöpfung ein; er schafft es nicht, in sich selbst und in den Jüngern den Glauben an die Auferstehung des Menschensohnes wach zu halten.
War Petrus unfehlbar?
40. Lk 22,32 sagt nichts über die Unfehlbarkeit des Petrus aus.
Seit sich gegen Ende des ersten Jahrtausends des Idee des Papstprimats durchgesetzt hatte [39], galt der Bischof von Rom als oberste Autorität in Kirchenrechts- und Glaubensfragen. (Allerdings wurden viele wichtige Glaubensfragen auch auf Konzilen entschieden. [40]) Aber erst das Erste Vatikanische Konzil entschied im Jahr 1870 rückwirkend, dass die Glaubensentscheidungen aller römischen Bischöfe bis zurück zu Petrus unfehlbar seien. Im Konzilsdekret Pastor aeternus [41] heißt es unter Verwendung des Bibelverses Lk 22,32:
Denn sie [die rechtgläubigen, heiligen Lehrer] wussten zu klar, daß der Lehrstuhl des heiligen Petrus von jedem Irrtum immerdar frei bleiben werde, weil der Herr, unser Erlöser, dem obersten seiner Jünger das göttliche Versprechen, getan: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht wanke, und du hinwieder stärke dereinst deine Brüder.“
Jesus sagte nicht „Ich werde verhindern, dass dein Glaube wanken wird“, sondern „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht wanke“. Das ist genauso wenig eine Zusicherung der Unfehlbarkeit, wie der Satz „Weg mit dir, Satan!“ (Mt 16,23) eine Verdammung des Petrus ist. Wenn Jesus ihm die Gabe der Unfehlbarkeit hätte verleihen wollen, hätte er dafür deutlichere Worte gefunden, zum Beispiel: „Was du über mich und meinen Vater lehren wirst, das wird wahr sein, und alle sollen deinen Lehren folgen.“
41. Pastor aeternus zitiert Lk 22,32 unvollständig.
In der Einheitsübersetzung ist Lk 22,32 folgendermaßen wiedergegeben:
Ich aber habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht erlischt. Und wenn du dich wieder bekehrt hast, dann stärke deine Brüder.
Hier ist nicht vom Wanken, sondern vom drohenden Erlöschen des Glaubens die Rede; der Glaube war also offensichtlich stark gefährdet. Außerdem unterschlägt der Konzilstext die Bedingung: „wenn du dich wieder bekehrt hast“. Die Bekehrung des Petrus stand also noch aus.
42. Petrus verhält sich nicht, als stünde er fest im wahren Glauben.
- Nachdem Jesus den Jüngern erklärte, „er müsse nach Jerusalem gehen und von den Ältesten, den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten vieles erleiden; er werde getötet werden, aber am dritten Tag werde er auferstehen“ (Mt 16,21), beweist Petrus, dass er ihn gründlich missverstanden hat: er versucht Jesus von seinem Kreuzestod abzubringen. Dafür muss er sich heftige Kritik gefallen lassen: „Geh mir aus den Augen! Du willst mich zu Fall bringen; denn du hast nicht das im Sinn, was Gott will, sondern was die Menschen wollen.“ (Mt 16,23) .
- Trotzdem verleugnet Petrus mehrmals seinen Herrn (Mt 26,70ff). Seine Angst vor einer möglichen Festnahme ist größer als die Liebe zu Jesus und zur Wahrheit. [42]
- Jesus hatte zwar seinen Tod und seine Auferstehung angekündigt, aber als die Frauen vom leeren Grab berichteten, war Petrus genauso ungläubig wie die anderen Jünger: sie „hielten alles für Geschwätz und glaubten ihnen nicht.“ Er überprüfte vor Ort ihre Angaben. „Dann ging er nach Hause, voll Verwunderung über das, was geschehen war.“ (Lk 24,12) Dass Jesus die Wahrheit sagte, als er ankündigte, er werde nach drei Tagen auferstehen (Mk 8,31) scheint für Petrus unvorstellbar gewesen zu sein – obwohl er selbst die Gottessohnschaft Jesu anerkannt hat und mehrmals miterlebte, dass Jesus die Macht hat, Tote aufzuerwecken.
- Jesus fragt ihn: „Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese?“ Er antwortet: „Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.“ Jesus scheint dieser Antwort nicht zu trauen, denn er wiederholt die Frage noch zwei Mal (Joh 21,15).
- In Gal 2,11ff schildert Paulus, wie er Petrus – angeblich der unfehlbare oberste Hirte der Kirche – öffentlich kritisierte, weil sein Verhalten gegenüber den Heidenchristen „unvereinbar mit der Wahrheit des Evangeliums sei“. [43]
Petrus erweist sich bei diesen Ereignissen – zeitlich nach der Verheißung von Lk 22,32! – als unsicher, ungläubig und irrend. Es ist unklar, wann und wodurch „jene Unfehlbarkeit, mit der der göttliche Erlöser seine Kirche bei endgültigen Entscheidungen in Glaubens- und Sittenlehren ausgerüstet haben wollte“ [44], in Petrus oder seinen Nachfolgern wirksam wurde.
Aus technischen Gründen stimmen die folgenden Nummern der Fußnoten nicht mit den Fußnoten-Nummern im Text überein. (Das Programm beginnt die Zählung auf jeder Seite mit 1.) Die Verlinkung der Fußnoten funktioniert aber!
- Ermittelt über den Suchbegriff ecclesia in der lateinischen Vulgata. (Ich kann kein Griechisch).↵
- Im Matthäus-Evangelium stehen die beiden einzigen Stellen, in denen Jesus selbst von ekklesia spricht. Bei Mt 16,18 verwendet (nur) die Einheitsübersetzung den Begriff „Kirche“. Bei Mt 18,17 übersetzt sogar die Einheitsübersetzung ekklesia mit „Gemeinde“: „Hört er auch auf sie nicht, dann sag es der Gemeinde. Hört er aber auch auf die Gemeinde nicht, dann sei er für dich wie ein Heide oder ein Zöllner.“↵
- Das sind die deutschsprachigen Bibelausgaben, die unter http://www.bibleserver.com/ eingesehen werden können.↵
- Der „Katechismus der Katholischen Kirche“ (KKK) nennt unter Nr. 752 drei Bedeutungen für den Begriff Kirche: „Im christlichen Sprachgebrauch bezeichnet ‚Kirche‘ die liturgische Versammlung […], aber auch die Ortsgemeinde […] oder die gesamte Gemeinschaft der Gläubigen […]. Diese drei Bedeutungen lassen sich nicht voneinander trennen. Die ‚Kirche‘ ist das Volk, das Gott in der ganzen Welt versammelt. Sie besteht in den Ortsgemeinden und verwirklicht sich als liturgische, vor allem als eucharistische Versammlung.“
Diese Definition ist unvollständig. Das „Lehramt der Kirche“ lässt sich keiner dieser drei Bedeutungen zuordnen.↵ - Auch ich verwende den Begriff „Kirche“ recht undifferenziert. Manchmal verwende ich zur Unterscheidung den Begriff „Institution Kirche“. Deutlicher wäre es gewesen, wenn ich den Begriff „Amtskirche“ verwendet hätte; darauf habe ich aber verzichtet, als ich las, dass dieser Begriff auch „im abschätzigen Sinne“ verwendet wird. http://de.wikipedia.org/wiki/Amtskirche↵
- Professor Karl Heinz Ohlig schreibt in „Das Papstamt und seine Geschichte“ (2006): „Da er [Jesus] überzeugt war, dass ‚das Ende‘ bald kommen werde […], beschäftigte er sich nicht mit weiterreichenden zeitlichen Perspektiven, also einer Zeit nach ihm. In diesem Kontext ist auch die Wahl eines engeren Zwölferkreises unter den Jüngern zu sehen; wenn dieser Kreis ins Leben Jesu zurückreicht (was wahrscheinlich, aber nicht sicher ist), symbolisiert er den Anspruch Jesu auf eine Reform der ‚Zwölf Stämme‘, also ganz Israels; er hat nichts mit einem kirchlichen Amt zu tun.“ http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/2005/imp050705.html↵
- Nach dem Annuario Pontificio (dem offiziellen Jahrbuch des Vatikans) trägt Benedikt XVI. außer dem Titel Servus Servorum Dei noch folgende Titel: Vicarius Iesu Christi („Stellvertreter Jesu Christi“), Successor Principis Apostolorum („Nachfolger des Apostelfürsten“), Primas Italiae („Primas von Italien“), Archiepiscopus et Metropolitanus Provinciae Romanae („Erzbischof und Metropolit der Kirchenprovinz Rom“), „Souverän des Staates der Vatikanstadt“ und Summus Pontifex Ecclesiae Universalis („Oberster Priester der Weltkirche“).
Der Pontifex Maximus war der oberste Wächter des altrömischen Götterkults. Der Titel ging später auf den römischen Kaiser über. Leo der Große war der erste Bischof von Rom (440–461), der diesen Titel übernahm.↵ - http://de.wikipedia.org/wiki/Dictatus_Papae↵
- Der Pluralis majestatis ist die Bezeichnung der eigenen Person im Plural als Ausdruck der Macht.↵
- Nur am Rande erwähnt: Auch das 2000 von Papst Johannes Paul II. eingeführte „Neue Grundgesetz des Vatikanstaats“ kennt keine Gewaltenteilung, sondern gibt dem Papst die gesetzgebende, ausführende und richterliche Gewalt (Legislative, Exekutive und Judikative). Der Vatikan gehört damit zu den letzten absolutistisch regierten Staaten – neben Brunei, Katar, Oman, Saudi-Arabien und Swasiland.↵
- http://docs.google.com/anglicanhistory.org/oc/strossmayer_rede.pdf↵
- Zum Beispiel im Kanonischen Recht über den Papst (can. 331 CIC)↵
- Das ist aber nicht immer der Fall. In Gal 2,9, wo Petrus als eine von drei Säulen der Gemeinde beschrieben wird, lautet die Reihenfolge: Jakobus, Petrus und Johannes.↵
- Zum Beispiel im Katechismus, Nr. 641↵
- Die drei Apostel Petrus, Jakobus und Johannes werden oft gemeinsam genannt (Mt 17,1; Mk 5,37; Mk 9,2; Mk 14,33; Lk 5,10; Lk 8,51; Lk 9,28). Offensichtlich haben alle drei ein besonders enges Verhältnis zu Jesus.↵
- Zum Beispiel in den „Dienste-Listen“ 1 Kor 12,28 und Eph 4,11.↵
- Herodes ging im Jahr 39 nach Rom und wurde von dort nach Südgallien verbannt (http://de.wikipedia.org/wiki/Herodes_Antipas). Der Katechismus gibt das Todesjahr des Petrus mit ca. 65 an. Für die Datierung der Apostelgeschichte gibt es im Wesentlichen zwei Argumentationslinien: Die eine nimmt das Jahr 63 an, die andere den Zeitraum 80 bis 90. Es fehlen also mindestens 24 Jahre aus dem Leben des Petrus.↵
- Dr. Ludwig Neidhart schreibt in „Das Papstamt: Anmaßung oder biblisches Amt der Einheit?“ (http://catholic-church.org/ao/ps/papst.html): „Dass auch den übrigen Aposteln eine vor Gott gültige Binde- und Lösegewalt zugesprochen wird (Mt 18,16), ist kein Argument gegen den Vorrang des Petrus: Denn dieser Vorrang zeigt sich darin, dass dem Petrus einzeln und als erstem zugesprochen wird, was die anderen erst später und kollektiv erhalten.“
Das Argument ist nicht schlüssig. Der Auferstandene zeigte sich zuerst Maria Magdalena und den Frauen, danach erst Petrus und den anderen Jüngern – ohne dass die Kirche daraus einen Vorrang für Maria Magdalena und die Frauen abgeleitet hätte.↵ - Im Neuen Testament bezeichnet Bischof (episkopos) ebenso wie Ältester (presbyteros) und Diakon (diakonos = Diener) eine Führungsfunktion in der lokalen Gemeinde, wobei es keine durchgehenden Rangunterschiede zwischen Bischof und Ältester gibt und die Ausdrücke oft austauschbar verwendet werden. http://de.wikipedia.org/wiki/Bischof↵
- Die historisch-kritische Forschung bezweifelt heute überwiegend, dass Petrus der Verfasser der Petrusbriefe war.↵
- Darauf gehe ich genauer ab Nr. 53 ein.↵
- http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_ökumenischer_Konzile↵
- http://www.kathpedia.com/index.php/Pastor_aeternus_(Wortlaut)↵
- Ich mache ihm deswegen keine Vorwürfe. Ich fürchte, ich würde in einer ähnlichen Situation genauso feige handeln.↵
- Gerd Lüdemann in „Paulus, der Heidenapostel“ (Band 2, 1990): „In der gemischten Christengemeinde Antiochiens hatten geborene Juden mit Heiden Tischgemeinschaft gehalten. Dieser Praxis schloss sich Petrus an, als er in Antiochien weilte. Als einige von Jakobus kamen, zogen sich Petrus, Barnabas und die übrigen Juden aus Furcht vor den Beschneidungsleuten [gemeint sind die Mitglieder der christlichen Gemeinde Jerusalems] zurück, worauf Paulus den Petrus vor allen als schuldig anklagte: Durch diese Aktion zwinge Petrus die Heiden, die jüdische Lebensweise anzunehmen, was unvereinbar mit der Wahrheit des Evangeliums sei.“↵
- Katholischer Erwachsenen-Katechismus, Deutsche Bischofskonferenz, 1985; Band 1, Seite 304↵