Warum bitten Katholiken die Gottesmutter oder Heilige um Fürsprache bei Gott? Warum wenden sie sich nicht direkt an Gott oder seinen Sohn?
Man könnte den Eindruck bekommen, dass sich Katholiken nicht trauen, sich direkt an Gott zu wenden. Dass sie ihre Anliegen für so geringfügig oder Gott für so beschäftigt halten, dass es eine Zumutung wäre, wenn sie ihn persönlich belästigen.
Vielleicht ist es noch schlimmer: sie halten sich selbst für zu gering!
Das Lehramt unterstützt jedenfalls dieses Minderwertigkeitsgefühl. Im Katechismus heißt es im Abschnitt 956 „Die Fürbitte der Heiligen“ (Hervorhebung durch mich):
Denn dadurch, daß die, die im Himmel sind, inniger mit Christus vereint werden, festigen sie die ganze Kirche stärker in der Heiligkeit … hören sie nicht auf, … beim Vater für uns einzutreten, indem sie die Verdienste darbringen, die sie durch den einen Mittler zwischen Gott und den Menschen, Christus Jesus, auf Erden erworben haben. Daher findet durch ihre brüderliche Sorge unsere Schwachheit reichste Hilfe
http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P2G.HTM
Die Heiligen sind also doch die würdigeren Gesprächspartner für Gott?
Was sagte Jesus dazu?
In der Bibel fand ich keine Hinweise dafür, dass er für das Gebet „Mittler“ oder „Fürsprecher“ empfiehlt. Aber ich fand viele Stellen, wo er erklärt, wo – und zu wem – wir beten sollen:
- Mt 11,28: Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt.
- Mk 10,14: Lasst die Kinder zu mir kommen!
- Joh 6,35: Wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern.
- Joh 14,2: Niemand kommt zum Vater außer durch mich.
- Joh 6,37: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.
- Mt 6,6: Du aber (…) bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist!
- Lk 11,13: (…) wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.
Wenn wir schon einen Fürsprecher brauchen, dann Jesus selbst:
- Joh 14,13: Alles, um was ihr in meinem Namen bitten werdet, werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird.
- Joh 14,16: Ich werde den Vater bitten.
- Joh 15,15: Dann wird euch der Vater alles geben, um was ihr ihn in meinem Namen bittet.
Die junge christliche Gemeinde hatte das begriffen:
- 1. Joh 5,14: Und dies ist die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass er uns hört, wenn wir etwas erbitten, das seinem Willen entspricht.
- Apg 12,5: Petrus wurde also im Gefängnis bewacht. Die Gemeinde aber betete inständig für ihn zu Gott.
- Apg 2,21: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden.