Die Deutsche Bischofskonferenz hat die Forderungen des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) nach einer kirchlichen Segnung homosexueller Paare sowie wiederverheirateter Geschiedener zurückgewiesen. Das sei „mit Lehre und Tradition der Kirche nicht vereinbar“.
Bis Ende der 1950er Jahre lehnte die Kirche die Religions- und Gewissensfreiheit ab; Pius IX. bezeichnete sie sogar als „Wahnsinn“. Erst das 2. Vatikanische Konzil betonte ausdrücklich die Religions- und Gewissensfreiheit.
Wäre im Unrecht gewesen, wer das schon vor dem Konzil gefordert hätte?
Natürlich nicht – er wäre nur dem Lehramt der Kirche voraus gewesen. Wenn also heute das ZdK Thesen vertritt, die der „Lehre und Tradition der Kirche“ widersprechen, dann muss das nicht bedeuten, dass es falsch liegt.
Der Passauer Bischof Oster warnte, das ZdK leite mit seinem Positionspapier einen „dramatischen Richtungswechsel“ ein. Richtig! Dieser Richtungswechsel wäre genauso dramatisch, wie das Konzil vor 50 Jahren und wie Papst Franziskus heute!
Homosexuelle Handlungen sind schlicht sündhaft. Daran gibt es für einen Christen eigentlich keinen vernünftigen Zweifel. Wie kann man also etwas segnen, das Gott vehement ablehnt?
Wo hat Gott homosexuelle Handlungen abgelehnt?
Meines Wissens hat sich Jesus nie zum Thema Homosexualität geäußert. Die Kirche beruft sich in seiner Verdammung der Homosexualität ausschließlich auf Paulus (Röm 1,24–27; 1 Kor 6,10 und 1 Tim 1,10) und auf das Alte Testament (z.B. 1 Mose 19,1–29).
Aber Paulus war nicht unfehlbar: Es gibt wohl keinen ernstzunehmenden katholischen Theologen, der heute noch seine Aussage über die Frau, die in der Gemeinde zu schweigen habe (1 Kor 14,34), für verbindlich halten würde.
Noch krasser wird es im Alten Testament: Laut Mose (3 Mose 18,22) ist Homosexualität für Gott ein Gräuel – ebenso wie der Verzehr von Scampi, Muscheln oder Hummer (3 Mose 11,10). Warum ist dies heute völlig in Ordnung, jenes aber „schlicht sündhaft“?
Das hat ein unbekannter US-Bürger sehr humorvoll – aber absolut treffend – ausgeführt: https://www.bdkj-paderborn.de/fileadmin/user_upload/Themen/Jugendpastoral/5.1_Homosexualitaet_und_Bibel.pdf
Ihre Ausführungen halten näherer Überprüfung nicht statt. Mir fehlt hier aber der Raum für eine langatmige theologische Begründung. Nur soviel:
Wenn Sie bestimmte Äußerungen von Paulus ablehnen, dann bezweifeln Sie auch die Autorität der Heiligen Schrift. Dann aber sind Subjektivsmen Tür und Tor geöffnet. Jesus musste sich nicht zur Homosexualität äußern. Er hat Eindeutiges dazu gesagt, was eine Ehe ist. Und damit auch, was sie nicht ist. Es gibt keinen Anhaltspunkt dafür, dass Jesus praktizierte Homosexualität anders bewertet hat als sie bei Moses bewertet wurde. Christen haben von Anfang an gegen homosexuelles Verhalten Stellung bezogen.
Speisevorschriften gelten für Christen nicht mehr. Nur Blut sollen sie nicht essen. Dazu äußern sich sowohl Jesus selbst als auch Paulus und Petrus. Sexuelle Sünden gehen aber viel tiefer. Auch dazu äußert sich das NT klar.
Belassen wir es dabei. Dergleichen Diskussionen sind meistens nicht hilfreich.