Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat erneut die Entscheidung gegen Frauen als Priester verteidigt. „Da gibt es ein klares, abschließendes Nein von Papst Johannes Paul II., das Papst Franziskus gerade erst wieder bestätigt hat“, sagte der Erzbischof am Montag im Interview der „Süddeutschen Zeitung“.
https://www.katholisch.de/artikel/24555-kardinal-woelki-verteidigt-nein-zum-frauenpriestertum
Das stimmt natürlich nicht. Weder Papst Johannis Paul II. noch Papst Franziskus haben das Nein zur Frauenweihe als Dogma formuliert. Folglich ist es nicht „abschließend“, sondern kann jederzeit zurückgenommen werden.
Ärgerlich finde ich diese Aussage, weil Kardinal Woelki das natürlich ganz genau weiß. (Man braucht kein abgeschlossenes Theologiestudium, um zu verstehen, wie ex-cathedra-Lehrentscheidungen funktionieren.) Dieses – nicht nur von ihm – ständig wiederholte Argument dient lediglich dazu, die Schafherde zu verwirren. Leider funktioniert das.
So viel ich weiß, beruhen Dogmen der RKK nicht nur auf ex-cathedra-Lehrentscheidungen von Päpsten. Vielleicht sollten Sie daraufhin mal Ihre Auffassung überprüfen.
Zuerst einmal vielen Dank für die zahlreichen Kommentare! Ich will versuchen, sie jetzt zu beantworten.
Es stimmt: Dogmen – im Sinne von „grundlegende, normative Lehraussage, deren Wahrheitsanspruch als unumstößlich festgestellt wird“ (Wikipedia) – beruhen nicht immer auf Lehraussagen von Päpsten oder Konzilien. So gibt es meines Wissens keine Lehraussage darüber, dass Jesus auferstanden ist; das war einfach immer Grundlage des christlichen Glaubens. Aber erst seit Papst Pius IX. 1870 das Dogma der Unfehlbarkeit verkündet hat, ist definiert, wie eine Lehraussage formuliert sein muss, damit sie als ex cathedra gilt.
Ich habe übrigens trotz langer Recherche im Internet keine Liste (positiver) „grundlegender, normativer Lehraussagen“ gefunden, an die ich als Katholik glauben muss. Selbst im theologischen Standardwerk „Der Glaube der Kirche in den Urkunden der Lehrverkündigung“ (Neuner-Roos-Rahner) finde ich nur negative Lehrsätze im Sinne von: „wer dies glaubt, der sei ausgeschlossen“ (anathema sit). Kennen Sie eine Sammlung positiver verbindlicher Lehraussagen?
Aber ich komme vom Thema ab. Es gibt meines Wissens kein Dogma über die „Unweihbarkeit“ von Frauen – weder vor noch nach 1870. Wenn Johannes Paul II. das Thema wirklich mit einem „klaren, abschließenden Nein“ hätte beantworten wollen, hätte er es als ex-cathedra-Lehre („definimus et declaramus“) formulieren können/sollen/müssen. Das hätte jedenfalls für Klarheit gesorgt. Weil er das nicht gemacht, ist die Aussage also weder Dogma noch unfehlbare Lehraussage – und Kardinal Woelki hat sich geirrt.