„… denn Sie dürfen das eigentlich gar nicht lesen“
In seinem Fernsehsender K‑TV empfiehlt Pfarrer Hans Buschor einer telefonisch zugeschalteten Zuschauerin, die Bücher des katholischen Theologen Prof. Hans Küng zu verbrennen:
„Ich kann Ihnen einen ganz guten Rat geben: Es ist zwar nicht mehr kalt, aber ein bisschen Ofenwärme könnte ein Buch von Hans Küng Ihnen doch noch geben. Wenn Sie ein Buch erworben haben von Hans Küng, äh, dann ist der Ofen der richtige Ort, wo es dann verbrannt wird, denn Sie dürfen eigentlich das gar nicht lesen, weil ich jetzt gesagt habe, dass Irrlehren drin sind.“.
Ein katholischer Priester, der nach der Bücherverbrennung der Nationalsozialisten mit mild lächelndem Gesicht eine Bücherverbrennung empfiehlt? Ein Priester, der erwachsenen Katholiken vorschreiben will, welche Bücher sie nicht lesen dürfen?
Wenn Sie sich die Lobeshymnen auf den Papst („demütiger, unerhört intelligenter Theologe, demütig, unser römisch-katholischen Kirche treu, trotz seines raschen Aufstieges ein absolut demütiger, … sagen wir mal … Papst jetzt …“) nicht antun wollen, können Sie gleich zur Position 3:00 vorspringen.
Was man nun von der Empfehlung, Küngs Bücher zu verbrennen, halten mag — sie steht in keinerlei Nähe zu einer organisierten Bücherverbrennung a la 1933 — die ja auch mit dem staatlich organisierten Verbot dieser Schriften zusammenfiel.
Küng dagegen war es, der 1989 die staatliche Macht aufbieten wollte, um eine ihm unliebsame Bischofsernennung zu verhindern. Gescheitert ist er an der Verfassungstreue und dem Sinn für Religionsfreiheit des frommen reformierten Christen Johannes Rau, damals der zuständige Ministerpräsident.
Was die Lobeshymne („demütiger, unerhört intelligenter Theologe,”…) angeht, so entspricht es nunmal einfach der Wahrheit. Küng hat, bei allen Verdiensten, die er auch haben mag, es immer eher mit dem Hochmut gehalten.
Wenn Buschof keine „organisierte Bücherverbrennung à la 1933“ im Sinn hatte, als der die Verbrennung Küngs Bücher empfahl, hat er damit immerhin ein gerüttelt Maß an Geschichtsvergessenheit bewiesen. Ich denke, kein auch nur ansatzweise gebildeter Mensch in Deutschland kann eine Bücherverbrennung NICHT mit dem Nationalsozialismus in Verbindung bringen.
Gescheitert ist Küng bereits 1979, als ihm wegen seiner (völlig berechtigten) Kritik am Unfehlbarkeitsdogma die Lehrerlaubnis entzogen wurde. Dass er auch bei aller späteren (völlig berechtigten) Kritik an der Kirche Mitglied dieser Kirche bliebt, ist für mich ein Zeichen dafür, dass er es NICHT „mit dem Hochmut gehalten“ hat.
Dass er 1989 eine „unliebsame Bischofsernennung“ verhindern wollte, ist mir neu: Welchen Fall meinen Sie?