Hitlergruß im Priesterseminar

Offener Brief an den Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann

Es ging durch die Medi­en: Das Pries­ter­se­mi­nar Würz­burg hat zwei Semi­na­ris­ten wegen rechts­ra­di­ka­ler Äuße­run­gen raus­ge­wor­fen; über die Zukunft eines drit­ten wur­de noch nicht ent­schie­den. (Mehr Infor­ma­tio­nen fin­den Sie zum Bei­spiel hier und hier.) Eine kirch­li­che Unter­su­chungs­kom­mis­si­on wirft den Pries­ter­amts­an­wär­tern vor, sie hätten

• KZ-Wit­ze zur Unter­hal­tung erzählt,
• im Bier­kel­ler Hit­ler „imi­tiert und parodiert“,
• den Hit­ler­gruß gezeigt,
• heim­lich ein Kon­zert der rech­ten Band „Frei.Wild“ besucht,
• im Spei­se­saal nach einem „Neger“ zum Abräu­men gerufen.

So weit alles klar. Bis auf eine Äuße­rung von Bischof Hof­mann im Baye­ri­schen Rundfunk:

„Ich muss sagen, was ent­schei­dend mit ist, ob eine gewis­se Ein­sicht vor­han­den ist oder nicht, ob man sich sperrt. Und ich hat­te das Emp­fin­den, nein, das war nicht da.” 


Sehr geehr­ter Herr Bischof,

was wäre denn gewe­sen, wenn die bei­den Pries­ter­amts­kan­di­da­ten Ein­sicht, viel­leicht sogar Reue gezeigt hät­ten? Hät­ten sie sich dann wei­ter auf das Pries­ter­amt vor­be­rei­ten dür­fen?
Glau­ben Sie, über­zeu­gend vor­ge­tra­ge­ne Zer­knir­schung könn­te aus­rei­chen, die­sen Abgrund geis­ti­ger Unrei­fe und unso­zia­len Ver­hal­tens zu überdecken?

Ihr Main­zer Amts­kol­le­ge, Kar­di­nal Leh­mann, hat uns im Novem­ber 2012 vor­ge­macht, wie groß­zü­gig die katho­li­sche Kir­che (manch­mal) ver­zeiht. Der Pfar­rer Hen­drik Jolie hat jah­re­lang aktiv bei kreuz.net mit­ge­ar­bei­tet, einem anony­men Inter­net­auf­tritt, den das Bun­des­amt für Ver­fas­sungs­schutz als homo­phob, mus­lim­feind­lich und anti­se­mi­tisch ein­stuf­te. Wochen­lang belog er sei­nen Bischof und die Öffent­lich­keit, indem er behaup­te­te, kreuz.net habe Tex­te von ihm ohne sein Wis­sen und ohne Geneh­mi­gung ver­öf­fent­licht. Erst als die Beweis­last erdrü­ckend wur­de, zeig­te er sich in einen Gepräch mit dem Bischof reu­mü­tig – und durf­te unbe­hel­ligt in sei­ne Pfar­rei zurück­keh­ren. Außer der Ermah­nung des Bischofs, künf­tig mit öffent­li­chen Ver­laut­ba­run­gen jeder Art sen­si­bel umzu­ge­hen, hat­te es für ihn kei­ne Konsequenzen.

Wie gut, dass die Alum­nen des Würz­bur­ger Pries­ter­se­mi­nars kei­ne Ein­sicht zeig­ten. Sonst hät­ten sie mög­li­cher­wei­se blei­ben kön­nen und wären spä­ter zu Pries­tern geweiht wor­den. Und die Kir­che stün­de vor dem Pro­blem, ihren Mit­glie­dern (und der Öffent­lich­keit) zu erklä­ren, war­um sol­che Men­schen Reli­gi­ons­un­ter­richt ertei­len, Got­tes Wort aus­le­gen und Sakra­men­te spen­den dür­fen. So gese­hen müs­sen wir dank­bar sein, dass die­se bei­den Theo­lo­gie­stu­den­ten der­art unein­sich­tig waren…

Mit freund­li­chen Grü­ßen
Klaus Kege­bein

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