Als Cyprian von Karthago (gestorben 258) das Schlagwort „extra ecclesiam nulla salus“ (außerhalb der Kirche gibt es kein Heil) prägte, war die Kirche tatsächlich noch „katholikos“, das heißt: alle betreffend, allgemein. Inzwischen hat sich diese Kirche in eine Vielzahl Konfessionen aufgeteilt, und „katholisch“ ist heute nicht mehr ein verbindender, sondern ein trennender Begriff.
Seit dem 2. Vatikanischen Konzil sei die Kirche, so heißt es immer wieder, viel offener und toleranter gegenüber anderen Konfessionen und Religionen geworden; dass allein die römisch-katholische Kirche „allein selig machend“ sei, könne man heute nicht mehr behaupten. Ist das wirklich so?
Es können „jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre … Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten“, heißt es in Absatz 14 der Konstitution Lumen gentium (2. Vatikanisches Konzil). Es reicht also nicht aus, ein vorbildlich frommes, gottesfürchtiges Leben zu führen: Martin Luther King (Anglikaner), Dietrich Bonhoeffer (Lutheraner) und Frère Roger (Reformierter) können nicht gerettet werden – nur weil sie sich starrköpfig weigerten, der „einzig wahren Kirche“ beizutreten.
Nichtchristliche Gläubige haben natürlich überhaupt keine Chance. Es kann zwar das ewige Heil erlangen, wer „das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott aber aus ehrlichem Herzen sucht“ (Lumen Gentium, Nr. 16), doch selbst Lichtgestalten wie Mahatma Gandhi (Hindu), der Dalai Lama (Buddhist) und Martin Buber (Jude) müssen draußen bleiben, denn sie können ja nun wirklich nicht behaupten, sie hätten die katholische Kirche nicht gekannt.
Ich habe es geahnt: Gott ist römisch-katholisch! Es könnte sich allerdings beim Jüngsten Gericht herausstellen, dass nicht die Menschen festlegen, wer gerettet wird, sondern Gott selbst. Und Gott – hier wird mir auch der Vatikan zustimmen – hat ein größeres Herz als alle Bischöfe und Päpste zusammen.
Danke für den informativen, aber
heiter formulierten Kurzbericht !
Demzufolge hätte der Nirmalo.., was
dessen Heil angeht, schlechte Karten.
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Gruß 😇 von einem, der
“nicht ausharren wollte”
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Als Cyprian von Karthago diesen Satz prägte, war die Kirche genauso katholikos wie heute. Aber er sprach den Satz ja gerade gegen häretische Gruppen. Die Situation ist also der heutigen durchaus ähnlich. (In seiner Forderung pauschal die Taufen von nichtkatholischen Gruppen nicht als gültig anzuerkennen, hat er sich übrigens nicht durchgesetzt.
Deshalb stimmt es nicht, dass die katholische Kirche toleranter geworden ist, weil sie ja ohnehin schon tolerant war. Wobei das ganze ja nichts mit Toleranz (Duldung von Meinungen oder anderen Dingen, die man ablehnt) handelt.
Dann kommt noch, dass Absatz 14 LG zwar zitiert aber nicht verstanden wird. Nochmal, hier heißt es, es können „jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche UND IHRE … HEILSNOTWENDIGKEIT WISSEN, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten“. Als es geht nicht darum, ob man weiß, dass es die Kirche gibt, sondern, dass sie heilsnotwendig ist. Wer das ehrlich nicht einsieht, den trifft dieser Satz nicht.
Ob natürlich all die Namen, denen mal pauschal ein “vorbildlich frommes, gottesfürchtiges Leben” unterstellt wird (bei MLK war das Privatleben nicht so astrein) dann auch unter den Geretteten sind, ist damit nicht gesagt (weder so noch so). Das Seelenheil gibt es nach ganz allgemeiner christlicher Lehre eben nicht für “ein vorbildliches Leben” und auch nicht für Prominenz. Warum sollten Gandhi oder der Dalai Lama ein Heil erhalten, an dass sie nicht glauben?
Daraus einen Vorwurf an die Kirche zu zimmern ist nur noch absurd, umso mehr wenn für die stets viel krassere Haltung protestantischerseits blind ist.
Ja, es ist Gott der entscheidet, wer gerettet wird nicht. Nicht irgendein gerade moderner Zeitgeist, der Seelenheil per Prominenz oder einfach an jeden (außer an Ungesagte) geben will.
1. Cyprian starb im Jahre 258. Damals gab es noch keinen Gnostizismus, Markionismus, Montanismus, Manichäismus, Adoptionismus, Monarchianismus, Arnianismus usw. (Ganz zu schweigen vom großen Schisma oder der Reformation.) Dafür gab es aber im Urchristentum „ebenso wie im Neuen Testament einen Pluralismus von theologischen Sichtweisen“ (Wikipedia). Ihre Aussage, dass die Kirche zur Zeit des Cyprian genauso „katholikos“ wie heute war, ist also Unsinn.
2. Stimmt: Es ist in Lumen gentium auch vom „Wissen um die Heilsnotwendigkeit“ die Rede. Woraus sich aber für mich die Frage stellt, was mit Katholiken geschehen wird, die zwar gerne Mitglied ihrer Kirche sind, aber keine Heilsnotwendigkeit darin erkennen.
3. Warum wollen Sie Ghandi und dem Dalai Lama das Heil vorenthalten, das Gott ALLEN seinen Kindern schenken will (siehe Lk 3,6)?
“1. Cyprian starb im Jahre 258. Damals gab es noch keinen Gnostizismus, Markionismus, Montanismus, Manichäismus, Adoptionismus, Monarchianismus, Arnianismus usw.”
Da sollten sie Ihre Kenntnisse in früher Kirchengeschichte aufbessern. Als Cyprian starb gab es Gnostizismus, Markionismus, Montanismus — die anderen kamen später. Es ist jedenfalls klar, dass es zu seiner Zeit Konflikte und Kirchenspaltungen gab, weshalb er ja überhaupt den Satz prägte.
“im Urchristentum „ebenso wie im Neuen Testament einen Pluralismus von theologischen Sichtweisen“
ist ideologisches Geschwafel. Statt Wikipedia vielleicht eine glaubwürdige Quelle verwenden.
2. Ob sie zustimmen oder nicht: es geht in LG darum, dass einerseits etwas heilsnotwendig ist, andererseits Gott es jemanden nicht als Sünde anrechnet, wenn er nicht um die Heilsnotwendigkeit wusste. Wenn jemand Mitglied der Kirche ist, dann stellt sich die ganze Frage ja nicht. (Was keine Heilsgarantie bedeutet.) Man kann nicht einfach jeden Satz umdrehen und meinen, etwas sinnvolles zu produzieren.
3. Weil Ghandi und der DL dieses Heil selbst nicht wollen bzw. wollten. Weil sie u.a. andere Götter verehrt haben bzw. verehren. Was soll diese Vereinnahmerei von Nichtchristen nur weil sie prominent sind.